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Podiumsdiskussion "Universität der Zukunft"

Studiengebühren für Erwerbstätige? Zugangsbeschränkungen für das UBRM-Studium? Was bringt die Zukunft für (BOKU-)Studierende? Verbesserte Verbindlichkeit beim Studieren? 

Am 22. Jänner 2018, kamen Vertreter*innen diverser Gremien der Universität für Bodenkultur, Wien zusammen und diskutierten zu aktuellen hochschulpolitischen Themen. Eingeleitet wurde die Diskussion mit einer Keynote "Verantwortung und Rolle der Hochschule in der Gesellschaft - Kommentare zum Regierungsprogramm" - Dr. phil. Mag. iur. Elsa Hackl.

Moderation: Elena Behringer

Podiumsgäste (in ihren Funktionen laut Jänner 2018)

  • Rektor  Martin H. Gerzabek
  • Designierter Rektor Hubert Hasenauer
  • Senatsvorsitzende Astrid Forneck
  • Universitätsratvorsitzender Werner Biffl
  • ÖH Vorsitzende Nastasja Harnack
  • Studierender Fabian Franta (BOKUs KriStus)

Podiumsdiskussion "Universität der Zukunft"

Keynote " Verantwortung und Rolle der Hochschule in der Gesellschaft" - Kommentare zum Regierungsprogramm

Dr. phil. Mag. iur. Elsa Hackl

Fragen aus dem Publikum

Leider konnten nicht alle Fragen des Publikums beantwortet werden. Die Podiumsgäste haben sich bereit erklärt die übrigen Fragen (exemplarisch) zu beantworten. Vielen Dank!

1. Wie hilft eine Zugangsbeschränkung des Studienganges Umwelt-und Bioressourcenmanagement der BOKU?

Ad 1, ad 3 und ad 21:

Zugangsregelungen bei UBRM nützen vor allem einmal den Studierenden, da die BOKU dann entsprechend verbesserte Studienbedingungen bieten kann. Gleichzeitig werden die Lehrenden entlastet, die mit tlw. x-fachen Mehrfachabhaltungen ihrer Lehrveranstaltungen konfrontiert sind. Die Erfahrungen anderer Universitäten zeigen, dass Aufnahmeverfahren dazu führen, die Drop-out Raten deutlich zu senken. Zumeist gibt es aufgrund der besseren Betreuungsrelationen bei zugangsgeregelten Studien sogar mehr prüfungsaktive Studierende als zuvor. Das ist auch das Ziel bei Zugangsregelungen für UBRM: Studierende, die von Anfang an besser informiert/geeignet für das Studium sind, deutlich weniger Drop-outs im ersten Jahr (derzeit mehr als 50%) und somit mehr aktive Studierende als jetzt.

Eine Zugangsbeschränkung führt bekanntlich zu geringeren Hörerzahlen, zu günstigeren Studienbedingungen und somit zwangsläufig zu einer verbesserten Ausbildung bzw. Berufsvorbildung. Sie wäre m.E. speziell für den Studiengang UBRM sinnvoll, weil der vielversprechende Titel „Umwelt – und Bioressourcenmanagement“ zu einer großen Nachfrage, andererseits aber auch zu einem sehr schlechten Betreuungsverhältnis geführt hat. Dadurch kann zwangsläufig, trotz aller Bemühungen, die hohe Erwartung an dieses Studium nicht ausreichend erfüllt werden.

 Ich habe bei meinen Ausführungen am 22. Jänner darauf hingewiesen, dass die Qualität der Absolventinnen und Absolventen ein wesentliches Element im „Marketingkonzept“ einer Universität ist. Wie bei den anderen Studien der Boku, kommt den Grundlagen wie Mathematik, Physik, Chemie … besonders auch beim UBRM großes Gewicht zu, um die dort vermittelten komplexen Themen ausreichend zu vertiefen. Dies ist aber nur bei einer überschaubaren Zahl von Studierenden möglich. Eine nur oberflächliche Kenntnis der komplexen Zusammenhänge beim Ressourcenmanagement wäre daher eher kontraproduktiv und dem Ansehen der BOKU nicht zuträglich.    

Aufnahmeregelungen sollen dazu führen, dass sich die Studierende vorab mit ihrem Studium beschäftigen, damit die richtige Wahl getroffen wird. Geringere Hörerzahlen helfen den verbleibenden Studierenden, auf Grund eines günstigeren Betreungsverhältnisses. Aus der Erfahrung wissen wir, dass einige UBRM Studierende im Master in ein anderes Studium wechseln, vielleicht hätten manche gleich mit einem anderen Studium beginnen sollen?     

Bleibt abzuwarten, jedenfalls in Abhängigkeit von der Maßnahme und dem Einsatz der „frei“ werdenden Ressourcen. Ein besseres Betreuungsverhältnis allein macht noch keine bessere Lehre, diese wird wesentlich davon abhängen welche LV Formate dann tatsächlich gewählt werden und welche Universitätskultur eine Lehre leitet. Der Druck der auf Lehrenden lastet, ist wesentlich durch die Art und unktionsweise der Forschung bestimmt. Dieser Aufwand bei Mittelbeschaffung und Administration wird sich durch ein Betreuungsverhältnis nicht ändern. Solange sich Institute um ECTS „raufen“ müssen, werden auch weiterhin möglichst viele LVs (im Frontalformat) mit möglichst geringem Arbeitsaufwand angeboten werden (Multiple Choice Prüfungen).

Ganz einfach: die Uni verlagert das Problem in andere Bereiche. Wenn das Betreuungsverhältnis durch Reduktion der Studierendenzahlen verbessert wird, kann sich die Uni entweder damit zufriedengeben und stolz bessere Kennzahlen vor sich hertragen ODER sie arbeitet dann weiterhin nur an der Erweiterung der Curricula und der Lehrveranstaltungen (sprich: Einführung neuer Lernformen (bspw. E-Learning), Erweiterung innovativer LV-Formate (z.B. Projektorientierung, Inter- und Transdisziplinarität), Anpassung der StEOP). Klar, das wären Maßnahmen, die auch ohne Zugangsbeschränkungen gehen würden – aber die erfordern eben auch ein wenig Mut. Schön, dass es von der Arbeitsgruppe für Bildung für nachhaltige Entwicklung (AG BNE) vom Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit bereits Vorstöße in diese Richtung gibt – diese müssen nun nur noch gehört werden.

2. Ist die BOKU auf die steigenden Studierendenzahlen gut vorbereitet?

Die BOKU hat in den vergangenen Jahren einen beispiellosen Ausbau der Infrastruktur möglich gemacht – mit Unterstützung des BMBWF, der Stadt Wien, des Landes NÖ und vor allem der BIG. Mit Eröffnung des neuen Türkenwirtgebäudes und dem Bau der Verlängerung des Schwackhöferhauses werden die dringendsten Bedarfe gedeckt werden. Die Betreuungsrelationen müssen noch verbessert werden. Dies ist im Entwicklungsplan auch so vorgesehen und mit dem BMBWF im strategischen Dialog im Rahmen der Leistungsvereinbarung 2016-18 besprochen. Ziel ist es, ca. 50 Personen mit großer Lehrbefugnis in den nächsten Jahren zuzuführen.

Die Boku hat diesbezüglich den von „außen“ vorgegebenen Rahmen wie Budgetbedingungen, Raumressourcen …. in den letzten Jahren optimal genützt (Ausweitung des Raumangebotes, Aufstockung des Personals …. ) Intern sollten angemessenen Aufnahmebedingungen dazu führen, dass die Studierenden die richtige Wahl ihres Studiums treffen können und wissen, welche Anforderungen das gewählte Studium stellt. In diesem Zusammenhang war die an der BOKU anfänglich konzipierte „STEOP“ mit nur einem sehr geringen Leistungserfordernis für mich keine befriedigende und zielführende Lösung .

Die BOKU hat in den letzten Jahren wesentliche Investitionen in die Infrastruktur getätigt bzw. ist noch daran dies umzusetzen – siehe die Bauvorhaben. Zugegeben, ein etwas mühsamerer Prozess ist der Ausbau der Professorenschaft. Daher macht aus heutiger Sicht die Zielgröße von ca. 12.000 bis 13.000 Studierende Sinn um auch die Qualität der Ausbildung garantieren zu können.

Als Studierender nicht zu beurteilen.

Momentan nicht. Viel zu viel wird auf die Orientierungslosigkeit der Studierenden abgeschoben. Dies schwingt vor allem im neuen Entwicklungsplan der Uni mit. Dass die Uni (und dazu gehören auch alle Dozent*innen) auch selbst Verantwortung übernehmen und sich Fehler eingestehen muss, wird meist ignoriert. So bittet die BOKU im Entwicklungsplan um die Erlaubnis, Zugangsbeschränkungen einzuführen, da sie sich sonst dazu gezwungen fühlt selbst Maßnahmen zur „Eindämmung der Studierendenflut“ zu ergreifen. Dass das nicht das Ziel sein darf, sollte in der heutigen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts eigentlich allen bewusst sein. Bildung sollte offen und frei für alle sein – Zugangsmanagement, das mit Beschränkungen arbeitet steht dem entgegen.

3. Um das Betreuungsverhältnis zu verbessern und somit die Qualität er Lehre zu verbessern, wären Zugangsbeschränkungen, so wie bei LBT anzudenken. Was spricht dagegen?

Siehe Frage 1.

Siehe Frage 1 und 2.

Siehe Frage 1.

Zugangsbeschränkungen sind in der heutigen Zeit komplett rückschrittlich – schließlich verdanken wir es dem immer weiter steigenden Bildungsgrad, dass wir heute so viel Wohlstand erreicht haben. Das Rektorat spricht lieber von Zugangsmanagement – allerdings weiß man nicht genau, was dahintersteckt. Wenn man danach fragt, ob freiwillige Online Self Assessments (wie es beim LBT-Aufnahmeverfahren der Fall ist) in Planung sind, bekommt man keine konkrete Antwort. Das einzig konkrete kann im Entwicklungsplan herausgelesen werden – nämlich, dass das Zugangsmanagement mit Beschränkungen einhergeht (schließlich könne die BOKU nicht mehr als 15.000 Studierenden aufnehmen). Ich möchte dem Rektorat gar nichts Böses unterstellen, aber solang es keine Antwort gibt, wie ein gutes Zugangsmanagement aussehen kann, bin ich diesem gegenüber auch sehr skeptisch. Die Gefahr von sozialer Ungleichbehandlung bei schlecht durchdachten Zugangsbeschränkungen ist zu groß und der Wert einer offenen und freien Bildung für alle zu wertvoll, um diese Idee unkritisch im Raum stehen zu lassen. Außerdem vermissen wir innovative Ideen, die an einem anderen Punkt ansetzen als bei den „faulen Studierenden“. Was ist denn mit faulen Dozent*innen? (s. Frage 17, Stichwort: Evaluierungen mit Konsequenzen)

4. Was ist für die BOKU wichtiger und warum: dass Studierende lernen, kreativ und politisch aktiv mit den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit umgehen oder in einem internationalen Ranking immer besser abzuschneiden?

Diese beiden Ziele widersprechen sich in keiner Weise. Gerade eine Universität, die sich wissenschaftlich weiterentwickelt und entsprechend international gesehen wird ist als Ort höchstwertiger Lehre ideal.

Beides ist für die Boku wichtig und das eine ergibt das andere. An dieser Stelle verweise ich auch auf meine Ausführungen am Podium zur Frage, was wir heute von einer Universität erwarten.

AbsolventInnen einer Universität sind die wichtigsten Botschafter. Deren Erfolge im späteren Berufsweg machen unter anderem den Ruf einer Uni aus. Daher ist die Bereitstellung von forschungsgeleiteter Lehre aber auch das Einfordern von Leistungen wichtig.

Das erste :) 

Ich glaube, dem Rektorat ist für die BOKU beides gleichermaßen wichtig, weil ja auch beide Punkte Hand in Hand gehen (sollten). Es müssen viele Interessen miteinander abgewogen werden – diese sind zwischen und innerhalb der ordentlichen Professor*innen, „99/3/4 und 5 Professor*innen“, Drittmittelangestellten, Mittelbau, allgemeinem Personal und Studierenden sehr verschieden. Allem immer gleichermaßen gerecht zu werden, ist fast nicht möglich. Und dann geht es auch noch nach dem, was das Ministerium vorgibt. Und über dem Ganzen steht (wie so häufig) das Geld. Wichtig wäre es, die internen Grabenkonflikte so weit zu lösen, dass die BOKU geschlossen nach außen auftreten kann und so starke Forderungen stellen und auch selbst umsetzen kann. Eine Vernetzung mit anderen Universitäten wäre ein weiterer Schritt – so gestaltet man Bildung und Politik auf allen Ebenen mit.

5. Verändert sich die Studienförderung (Beihilfen..) mit Studiengebühren? Bekommen dann mehr Leute finanzielle Unterstützung? Verändert sich die Berechnungsbasis?

Ich sehe die Einführung von Studiengebühren nicht prioritär. Es ist wesentlich wichtiger, dass die kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung sowie Aufnahmeverfahren (bitte nicht mit Zugangsbeschränkungen verwechseln!) umgesetzt werden können. Dies würde den Universitäten und der BOKU speziell deutlich verbesserte Rahmenbedingungen bescheren.

Ad 5 – 7: „Studiengebühren ja oder nein“ ist derzeit kein vorrangig hochschulpolitisches Thema.

 Fakt ist allerdings, dass in Zeiten der Studiengebühren die mittlere Studiendauer ein Semester kürzer war und auch zurzeit ohne Studiengebühren eine erwünschte, bessere Durchmischung aller sozialen Schichten nicht gelungen ist.  Bei angemessenen Studiengebühren sollten m.E. die eingehobene Gelder ausschließlich der betreffenden Universität zur Verbesserung der Studienbedingungen und insbesondere auch der Unterstützung  bedürftiger Studenten zukommen , wobei die Studierenden in die Verteilung dieser Einnahmen einzubinden wären.

Die Einführung von Studiengebühren mag ein politisches Ziel sein aber ist für uns derzeit kein internes Thema. Ich nehme an, dass man dann die Stipendienvergaben entsprechen anpasst, so wie das ja schon einmal der Fall war.

Angedacht ist laut Regierungsprogramm ein Ausbau des Stipendiensystems. Falls es zur Einführung von Studiengebühren kommen sollte, kann man denke ich schon davon ausgehen, dass auch die Bundes-ÖH ihr Möglichstes tun wird, um auch den Sozialfond noch weiter zu erhöhen (er wurde ja letztes Jahr schon aufgestockt). Und auch lokal bin ich optimistisch, dass man gemeinsam mit dem Rektorat Lösungen finden kann. Aber da selbst Studiengebühren noch nicht fix sind und auch (glücklicherweise) in immer weitere Ferne rücken, kann man hier noch nichts Konkretes sagen.

6. Sollten Studiengebühren eingeführt werden, wohin genau würde das Geld fließen? In Prozent, wieviel? In Lehre, wie viel in Verwaltung, wieviel in Förderung?

Siehe Frage 5.

Siehe Frage 5.

Als die Studiengebühren noch eingezogen wurden, hat das Rektorat mit der ÖH verhandelt, wo dieses Geld sonnvollerweise eingesetzt werden kann. Das wäre also hoffentlich wieder Verhandlungssache. Wir sind froh, dass das Rektorat dahingehend immer kooperativ war und sich auch offiziell immer gegen Studiengebühren ausgesprochen hat. Im Regierungsprogramm steht nun allerdings explizit, dass diese nicht zur Verbesserung der Lehre eingesetzt werden, sondern als Anreiz für ausländische Studis dienen sollen, nach dem Studium in Österreich zu bleiben. Unfassbarer Blödsinn.

7.Wie kann die Förderung von „Talenten aller sozialen Schichten“ mit der Einführung von Studiengebühren vereinbart werden?

Siehe Frage 5.

Siehe Frage 5.

Das ist im Grunde nur eine Stipendienvergabeproblem so wie ja bisher auch. Wenn man die Mehrkosten durch eine eventuelle Studiengebühr in die Vergabemodalitäten einrechnet, sollte es sich ausgleichen.

Nicht wirklich oder?

Studiengebühren stehen dem natürlich grundsätzlich entgegen. Es gibt aber viele Förderungs- und Stipendienmöglichkeiten, sodass ich nicht alles allzu schwarzmalen würde. Gebühren werden immer unnötige Hürden sein, die man leicht vermeiden kann, weil der Zweck (Verbesserung der Lehre) laut mehreren Studien nicht erfüllt wird. Andererseits gibt es auch Studien, die besagen, dass Studiengebühren keine grundsätzliche Auswirkungen auf die soziale Zusammensetzung der Studierenden haben… Nun bleibt für mich nur die Frage, warum man Gefahr laufen sollte, Leuten mehr Stress zu machen, wenn es sowieso nirgendwo hinführt…

8. Ist der praktische Bezug in den BOKU Studiengängen ausreichend gegeben bzw. werden mittels den Lehrveranstaltungen genügend Möglichkeiten geboten praktische Erfahrungswerte zu sammeln? Wie könnte dies durch die BOKU beeinflusst werden?

Dies ist eine immerwährende Debatte. Die BOKU wurde nicht gegründet, um „fertige“ Land- und Forstwirte (70er Jahre des 19. Jahrhunderts) zu „liefern“, sondern wissenschaftlich vorgebildeten Fachleute auszubilden, die sich dann in ihrem Beruf einiges an Praxis anzueignen haben. Dieser Anspruch, für den eine Universität ja steht, ist bis heute eigentlich unverändert geblieben. Trotzdem muss der Bezug zur Praxis in den Curricula prominent vorhanden sein und aktiv hergestellt werden. Das BOKU-Praxisbetriebe-Netzwerk, das für die Agrarwissenschaften bereits gegründet wurde, kann hier einen signifikanten Beitrag leisten. Eine Ausweitung auf Forstwirtschaft und KTWW ist geplant. Die rund 25.000 Exkursionstage, die die BOKU jährlich durchführt sind ebenfalls ein aktiver Beitrag, um den Praxisbezug sicher zu stellen.

Ich habe am 22. Jänner am Rande auch die heikle Frage „Boku – Universität/Fachhochschule“ angesprochen. Die Boku weist in beiden Kategorien Elemente auf, was durchaus von Vorteil ist, wenn es gelingt, bei dieser Gratwanderung zwischen diesen beiden Hochschultypen die richtige Gewichtung beizubehalten. Die Gesellschaft erwartet von der Boku bahnbrechende Forschungsergebnisse für die Herausforderungen der Zukunft, gleichermaßen aber auch brauchbare Antworten für die Praxis. Begleitende Weiterbildungsmaßnahmen und eine laufende Evaluierung der Curricula unserer Studien in Abstimmung mit den Erfahrungen der Absolventinnen und Absolventen sind dabei wichtig und hilfreich.

Ich würde sagen ja, ansonsten müsste man die Studienzeiten verlängern. Wichtig ist aber, dass das Sammeln von praktischen Erfahrungen auch eine Holschuld der Studierenden ist. Man kann sich auch Dinge selber organisieren. Das wäre ja unter anderem die Freiheit der Studierenden.

Der (freie) Wahlfachbereich könnte in vielen Studiengängen vergrößert werden, sodass eine individuelle Schwerpunktsetzung möglich wird. Allerdings sollte man bedenken, dass eine Universität nicht die Aufgabe hat, Praxisbezug zu lehren – das ist eher FH-Angelegenheit. Die BOKU hat natürlich eine Sonderstellung, da ich ihren Studien und späteren Berufsfeldern Praxiserfahrung auf jeden Fall sinnvoll und wichtig ist.

9. Verunmöglicht der Klimawandel das Skifahren oder ermöglich Skifahren den Klimawandel?

In Österreich war Schifahren schon lange Nationalsport, ehe der „Klimawandel“ ein großes Thema wurde. „Know how“, zu dem die BOKU Wichtiges beiträgt, ist gefragt, um beiden Anliegen gerecht zu werden.

Skifahren in dem Ausmaß und der Art (Skilifte, Produktion Skiausrüstung, Luxushotels/-hütten, Rettungseinsätze, Beschneiung, …) wie es heute stattfindet ist auf jeden Fall Treiber des Klimawandels.

10.Im Regierungsprogramm wurden Freiheit und Verantwortung zu den obersten Prinzipien gemacht.Wie kann man diese Prinzipien in der Hochschulbildung umsetzen, konkret die Freiheit im Denken und das Verantwortungsbewusstsein bei den Studierenden fördern?

Die Freiheit von Forschung und Lehre ist im Staatsgrundgesetz festgeschrieben. Es sind daher alle Angehörigen der BOKU gefordert, diese Freiheit und die damit verknüpfte Verantwortung zu fördern und zu verteidigen.

Leere Worthülsen.

Selbstbestimmtes Lernen heißt für mich ein sehr viel schlankerer Pflichtbereich und ein sehr viel größerer Wahlpflicht-/ bzw. freier Wahlbereich. Es kann nicht sein, dass man mit den verstaubten Lehrplänen von vor 50 Jahren arbeitet, da diese inzwischen unzeitgemäß sind. Jedem und jeder sollte es freistehen, sich auf bestimmte Themen zu spezialisieren oder auch ein Allrounder zu sein, sich mit Inter- und Transdisziplinarität auseinanderzusetzen oder im eigenen Fach zu bleiben. Die Stärken und Schwächen eines jeden liegen woanders und müssen daher auch anderes gefördert werden – dies kann man aber nur selbst einschätzen. Die Konsequenzen von „falschen“ Entscheidungen muss dann allerdings auch jede*r selbst tragen.

11. Thema: Freiheit Forschung & Wissenschaft vs gesellschaftlicher Auftrag/Verantwortung: Oftmals ist die Ökonomie geleitet. Wer bestimmt bzw. wer soll bestimmen, was die Gesellschaft will bzw. sucht. Ist das gerecht?

Siehe meine Antwort zur Frage 8.

Diese Frage ist ein Widerspruch in sich selbst. Im Grunde sind wir alle die Gesellschaft und jeder einzelne oder dann Gruppen haben Interessen, die sie versuchen durchzusetzen – das nennt man dann Politik.

Die Betroffenen. Chancengerechtigkeit sollte dabei ein wesentlicher Entscheidungsfaktor sein - ist er leider nicht.

Oha, darüber würde ich mich gern bei einem Bier austauschen. Diese Frage greift sehr tief: angefangen bei „Was ist Gerechtigkeit eigentlich?“. Dies definiert ja jede*r für sich selbst. Was ich an der derzeitigen ökonomiegesteuerten Bildung vermisse ist, dass Menschen nur noch als Zahlen und nicht mehr als Individuen betrachtet werden – dabei kommt vieles zu kurz, auch wenn es (objektiv und rein rational betrachtet) sicher gerecht ist. „Leider“ funktionieren der Mensch und dessen Leben aber nicht so – also objektiv und rational. Das Leben ist viel zu komplex, um es auf Zahlen herunterzubrechen. Zumindest nicht ohne dass wertvolle und wichtige Informationen verloren gehen, die aber essentiell sind, um daraus Schlüsse zu ziehen. Das wiederrum ist also ungerecht….

12. Wie kann eine attraktive Stelle für junge, talentierte Forscher aussehen? Wie viel Einfluss hat die Regierung auf die Entwicklung der BOKU?

Die BOKU hat verschiedenste Karrieremöglichkeiten anzubieten, die durchaus attraktiv sind. So ist die BOKU derzeit die einzige österr. Universität, die auch für DrittmittelwissenschafterInnen Karrierepfade (Ass. Research Prof., Assoc. Res. Prof.) anbietet. Darüber hinaus hat die BOKU den größten Anteil an unbefristet beschäftigen drittmittelfinanzierten WissenschafterInnen. Natürlich muss ständig an der Attraktivität der Karrieremöglichkeiten gearbeitet werden – auch an der BOKU.

Ich verweise auf meinen Satz am Podium „Hochschulpolitik ist in erster Linie Berufungspolitik“!Das bedeutet u.a. auch, dass nur hervorragende Lehrer und Forscher die Garanten für attraktive Forschungsplätze sind, um Nachwuchswissenschaftler zu interessieren, zu binden und entsprechend auszubilden. Heute fällt die Berufung von Professorinnen und Professoren ausschließlich in die Autonomie der Universität. Die Zeiten, in welchen die Bundesministerin /der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung aus einem Dreiervorschlag der Universität die Berufung vorgenommen hat, sind dankenswerter Weise längst vorbei. Jedenfalls haben Parteipolitik und ideologisch geprägte Vorgaben in der Wissenschaft, Forschung und Lehre einer Universität keinen Platz!

Personalauswahl ist eine wichtige Aufgabe und die BOKU hat hier einige sehr gute Möglichkeiten geschaffen mit dem Ziel, den besten Köpfen Perspektiven zu geben. Diese gilt es entsprechend zu pflegen und den Erfordernissen anzupassen.

Das wäre mal interessant zu wissen.

Die Regierung verteilt das Geld und wenn die BOKU von der Regierung weniger bekommt, braucht sie mehr aus Drittmitteln, die neben öffentlichen Stellen auch aus der Privatwirtschaft kommen. Es sollte also ein großes Anliegen der Uni sein, ein möglichst großes Globalbudget mit dem Ministerium zu verhandeln. Wenn die Uni also aus Sicht des Ministeriums verschwenderisch agiert oder ineffizient arbeitet, hat die Uni selbst keine große Verhandlungsposition. Sie muss sich also immer strategisch klug verhalten – auch nach und vor den Budgetverhandlungen. Dadurch ist der Einfluss des Ministeriums natürlich extrem hoch.

13. Welche Rolle wird die künstliche Intelligenz in der Zukunft an der BOKU spielen?

Trotz der künftigen Bedeutung der künstlichen Intelligenz zur Unterstützung des Menschen wird der Mensch – so hoffe ich wenigstens – nicht nur in der Forschung nicht gänzlich  ersetzt werden können .

Das wird sich zeigen, aber künstliche Intelligenz löst ja noch kein Problem. Im Grunde geht es um das Finden neuer Lösungswege mit Hilfe neuer Technologien.

Wichtiger die Frage welche Rolle emotionale Intelligenz spielen kann.

Ist das nicht eher TU-Thema?

14. Findet das Podium, dass Österreich a) wirtschaftlich, b) gesellschaftlich von dem Regierungsprogramm gewinnt? Oder wären anderer Wege möglich und nötig?

Weder noch wird von einem reaktionären, traditionalistischen und Grenzen schaffendem Regierungsprogramm ein Gewinn zu erwarten sein. Nicht für Unternehmungen und auch nicht für das Gemeinwohl.

Intensiv habe ich mir nur mit dem (doch recht kurzen) Wissenschafts-Teil des Regierungsprogramms auseinandergesetzt und finde, dass es den Anforderungen der heutigen Zeit in keinem Punkt gerecht wird. Allein die kurze Länge des Abschnitts lässt darauf schließen, dass dem gesamten Thema nicht die Relevanz beigemessen wird, die es verdient hätte – schließlich hängen Forschung und Lehre stark mit Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Ich glaube, die neue Regierung unterschätzt das.

15. Regierungsvorschläge – was werden Sie dagegen tun?

Alles was ich kann.

Ich werde versuchen, gemeinsam mit der Uni eine starke Einheit aufzubauen, die die kritischen Punkte in puncto Forschung kompetent kritisieren und Lösungsvorschläge machen kann. Wichtig ist die Schaffung einer kritischen Masse – das geht nur, indem wir am selben Strang ziehen.

16. Möglichkeiten gegen die Trends der Regierung zu agieren

Sich in Gruppen engagieren; diskutieren, Alternativen erarbeiten, aufzeigen und selber leben. Auf die Straße gehen. WIDERSTAND leisten.

Siehe Frage 15

17. Sollte es Konsequenzen und wenn ja welche für Lehrende geben, die für einen Großteil der Studierenden keine kompetente Lehrenden sind?

Geeignete Evaluierungsverfahren mit entsprechenden Konsequenzen könnten Abhilfe schaffen. Evaluierungen ohne mutige Konsequenzen sind nutzlos. (An dieser Stelle verweise ich nochmals auf eine gelungene Berufungspolitik, in der auch die Fähigkeit zu lehren und zur Menschenführung zählt und nicht nur die Zahl der SCI – Publikationen ausschlaggebend ist!).

Wir reagieren ja bereits in solchen Fällen.

Ja. Sie sollten eine geeignete Weiterbildung machen (Das kann von Didaktik Kursen bis hin zu „Kollegialen Hospitanz“ reichen). Sollte das keinen Erfolg zeigen, sind sie wohl am falschen Ort und sollten gehen bzw. nur mehr forschen - vorausgesetzt darin sind sie kompetent.

Ja, auf jeden Fall! Und ich bin sehr dankbar dafür, dass die BOKU langsam aber sicher mutige Schritte einleitet, um in kritischen Situationen einzugreifen, indem Gespräche mit den betroffenen Lehrenden gesucht werden und auch Weiterbildungsangebote ausgebaut werden. Die Uni sollte keine Angst vor der Reaktion der Lehrenden haben und sich darüber bewusst werden, dass die Freiheit der Lehre eben nicht auf Kosten einer guten Lehre passieren darf und die Lehrenden auch dementsprechend fordern – und fördern.

18. In der aktuellen Diskussion heißt es Langzeitstudierende würden Universitäten Geld (bzw. andere Ressourcen kosten). Wie verbraucht jemand der prüfungsinaktiv ist Ressourcen. Ist dies nur ein vorgeschobenes Argument von Seiten der Politik.

Würde mich auch sehr interessieren.

Tut derjenige*diejenige natürlich nicht – höchstens indirekt. Da sie trotzdem in den Statistiken auftauchen und mit berechnet werden müssen, wirken sie sich auf die Kennzahlen aus. Da ist es eigentlich nur noch ein kleiner Schritt festzustellen, dass man vielleicht an den Berechnungsmodellen arbeiten muss und nicht am Loswerden von Langzeitstudierenden. Das ist natürlich schwieriger.

19. Wieso wollen die Betroffenen am Podium keine Drittelparität?

Frag ich mich auch.

Das würde mich auch seeeeehr interessieren……

20. Wie plant die BOKU Studiengebühren zu benutzen „anzulegen“ in die Studiengänge und Studierende ?

De facto werden Studiengebühren nicht für Universitätsfinanzierung verwendet werde. Ist auch gar nicht ihr Zweck. Bei dieser Maßnahme geht es darum ausländische Studierende (insbesondere der Med-Uni Wien) im Land zu behalten und einen Anreiz zu schaffen in Österreich die erlernten Fähigkeiten einzusetzen. Auf wessen Kosten das allerdings gehen kann, muss genauestens analysiert und debattiert werden.

Siehe Frage 6.

21. In einer Zeit in der Herausforderungen wie der Klimawandel (und all seine Folgen) immer größer und Lösungen dafür immer wichtiger werden: Halten Sie es für sinnvoll, für den Studiengang UBRM Zugangsbeschränkungen einzuführen?

Siehe Frage 1 und Frage 3.

Das vielschichtige Thema „Klimawandel“ braucht fundiertes interdisziplinäres Zusammenwirken verschiedener Fachgebiete innerhalb und außerhalb der Boku. Eine Studienrichtung allein kann dies nicht schaffen! Nochmals ein  Hinweis auf meine diesbezügliche Beantwortung der Frage 1 . Meines Erachtens wäre derzeit die BOKU gut beraten, bei UBRM eine Zugangsregelung und Überprüfung des Curriculums im Interesse der Ausbildungsqualität vorzunehmen , denn die bei mir aus der Praxis  eingelangten Klagen wegen mangelhafter Berufsvorbildung häufen sich und schmerzen .

Siehe dazu auch Frage 1.

Zuerst darf gesagt werden, auch andere Studienrichtungen beschäftigen sich intensiv und sehr erfolgreich mit Fragen des Klimawandels und deren Folgen. Es ist also keinesfalls nur das UBRM Studium. Ein Studium der BOKU muss das theoretische Rüstzeug in der Mathematik, Chemie, Ökologie, etc. den Studierenden beibringen, damit diese dann in der Lage sind, auf die Anforderungen (z.B. Klimawandel und andere) reagieren zu können. Es macht daher sehr wohl Sinn, dass man Studienanfänger - egal welcher Studienrichtung – darauf aufmerksam macht, ob die Erwartungshaltung mit der Alltagsrealität des Studiums zusammenpasst.

Auf gar keinen Fall. Dieses und andere Studiengänge, die sich auf ein systemisches Verständnis fokussieren, komplexe Themen vernetzt, inter- und transdisziplinär behandeln können sind unumgänglich in der Bearbeitung der sogg. „Grand Challenges“. Diese sozial-ökologische Perspektive ihrer Notwendigkeit kann allerdings in der Verwertungslogik unserer Hochschulpolitik keine Rolle spielen, da sich nicht ökonomisch bewertbar ist. Schon gar nicht mittel-, und langfristig.

Auch unabhängig vom Klimawandel halte ich Zugangsbeschränkungen speziell bei UBRM für wenig sinnvoll. Genau dort lernt man ja ein breites vernetzendes Denken – und wenn man während des Studiums feststellt, dass man sich lieber irgendwo vertiefen will, ist es sogar umso besser! Genau da sehe ich die Stärke von UBRM! Man stellt sich breit auf und arbeitet sich (immer mit dem Blick auf’s große Ganze) zum individuellen Schwerpunktbereich vor! Da ist man dann mit Herzblut und Engagement dabei – und außerdem brauchen die Herausforderungen von heute (wie der Klimawandel) einen so fundierten Weitblick.